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Valerie Webers Presse-Statement im Wortlaut

Der WDR-Rundfunkrat hat entschieden: Valerie Weber (im Bild 2. v. r.) wird neue Hörfunkdirektorin des Westdeutschen Rundfunks. Die Programmdirektorin und Geschäftsführerin von Antenne Bayern bekam von 43 gültigen 40 Ja-Stimmen.

Ihr Statement in der Pressekonferenz des WDR-Rundfunkrats hier im Wortlaut, im weiteren Verlauf dieses Beitrags auch die Antworten von Frau Weber auf die Fragen der Journalisten:

„Bevor ich mit irgendwelchen Thesen komme, muss ich erst einmal sagen: Ich freue mich auf die neuen Menschen hier in Nordrhein-Westfalen und auf die neuen Menschen beim Westdeutschen Rundfunk. Ich bin sehr glücklich und, wie sie sich vorstellen können, auch sehr, sehr, sehr erleichtert über dieses klare Stimmenverhältnis bei den Rundfunkräten.

Es war ein sehr mutiger Vorschlag des neuen Intendanten, sich tatsächlich im kompletten dualen System umzuschauen. Er wollte, glaube ich, den oder die Beste finden für den Westdeutschen Rundfunk. Wir wussten beide, was es bedeutet in Deutschland, wenn er mich vorschlägt. Und was dann passieren wird. Ich verstehe absolut die Ängste, die auch im Haus herrschen. Und ich verstehe, wenn Mitarbeiter sagen, das könne doch nicht wirklich der Vorschlag des Intendaten sein.

Ich finde, wir stehen mit der Gattung Radio vor ganz großen Aufgaben, die wir bestehen müssen. Und da geht es dann gar nicht mehr darum, ob man links oder rechts von einem System steht. Es geht darum, dass Radio überhaupt noch auf dem Endgerät da ist, dass Radio eine wichtige Rolle spielt. Die Aufgabe ist für einen Radiomacher – und ich bin leidenschaftliche Radiomacherin – immer die gleiche: Und das ist aus Hörern Zuhörer zu machen. Das gilt für alle Wellen und für alle Programme.

Wenn sie gutes und spannendes Radio machen – und das machen die Kollegen hier beim Westdeutschen Rundfunk – dann werden wir gemeinsam einen Weg finden, wie wir kreative Lösungen finden für die neue Zukunft. Und alles, was ich tun will, ist meinen Input – was ich gelernt habe auf dem freien Markt, was ich gelernt habe durch viele Erfahrungen – mit reinzugeben – dass der WDR auch künftig wettbewerbsfähig sein wird, ein tolles Programm macht auf allen Wellen und dass – auch wenn dem Sender jetzt ein Sparkurs bevorsteht –  wir das so kreativ lösen, dass keiner hier im Haus Angst haben muss. Und da wäre ich gerne mit dabei.

Das war die Aufgabe, die der Intendant vorgab. Und er hat mich gefragt, ob auch ich den Mut habe, oder ob ich dann doch vorher einknicke, wenn ich erst einmal den Wind spüre. Ich bin für frischen Wind, wie sie sich vorstellen können (lacht). Insofern kann ich auch damit umgehen, wenn der Wind mal von vorne kommt. Ich freue mich einfach auf die neue Aufgabe und auf die vielen neuen Gesichter hier im Haus. Vielen Dank.“

Fragen der Journalisten

Anschließend stellte sich Valerie den Fragen von im Raum anwesenden Journalisten. Hier die Antworten der Gewählten im Wortlaut:

Welche Strategie haben Sie für die WDR-Wellen? (Diemut Roether, epd)

„Spannendes Radio zu machen, das ist meine Strategie – und zwar auf allen Wellen. Ich möchte mich nicht wiederholen, aber das ist wirklich meine Antwort. Ich glaube, dass es extrem wichtig ist, sich mit den Hauptabteilungsleitern, mit den Wellenchefs zusammen hinzusetzen und zu sagen: Lass’ uns drauf schauen, ob der Markt auch für die Zukunft gut gerüstet ist, ob der WDR gut gerüstet ist.

Sind wir alle miteinander? Wenn wir uns als Boote verstehen in diesem Ozean, sind wir da alle so, dass wir so nebeneinander schwimmen, dass wir uns auch schützen können, wenn ein Angriff kommt. Sie wissen, dass hier auch von einer zweiten landesweiten Privatfunkwelle gesprochen wird. Und dann wird die Frage sein: Ist der WDR schon da, auch im UKW-Bereich, wettbewerbsfähig? Sind wir so aufgestellt, dass wir alle Altersgruppen und Zielgruppen glücklich machen? Daraus wird sich dann der Plan ergeben. Ich denke, gemeinsam mit den Kollegen kann man das nur machen.“

Haben Sie Sorge, dass sie antreten und möglicherweise die WDR-Mitarbeiter nicht für sich gewinnen können? (Anne Burgmer, Kölner Stadtanzeiger)

„Ja, das wurde ich tatsächlich auch von den Rundfunkräten natürlich mehrfach gefragt. Wissen Sie, ich nehme das gar nicht persönlich. Und ich glaube, so muss man das auch sehen. Weil ich kenne niemanden beim Westdeutschen Rundfunk und niemand beim Westdeutschen Rundfunk kennt mich, zumindest nicht die Personen, die so über mich schreiben oder im Internet posten oder auch irgendwo unterschreiben.

Und das gibt mir auch das Vertrauen darin zu sagen: Ich bin hier, um Menschen zu gewinnen. Und ich weiß auch da, was ich kann. Und ich weiß auch, wie mein Führungsstil ist. Und ich weiß, wie glücklich ich mit den Teams überall zusammengearbeitet habe. Und dass das jetzt erst einmal als Bruch wahrgenommen wird, ist die eine Seite. Aber das richtet sich nicht gegen mich. So verstehe ich das zumindest.

Ich nehme das nicht persönlich. Ich nehme das als Überraschung. Wir müssen ja noch gar nicht von Empörung sprechen, sondern lassen sie uns von Überraschung reden, dass hier tatsächlich in eine so hohe und verantwortliche Aufgabe und Position jemand sozusagen von der anderen Seite rutscht. Ich glaube, dass wir uns kreativ extrem befruchten werden und dass wir damit auch gut gewappnet sind für eine neue Zukunft. Wir lernen voneinander. Ich werde viel lernen von den Abteilungsleitern hier und von den einzelnen Mitarbeitern – und vielleicht kann ich mich auch ein bisschen mit meiner Erfahrung einbringen.“

Muss der WDR sich jetzt auf Gewinnspiele und „Das geheime Geräusch“ einstellen? (Oliver Tückmantel, Rheinische Post)

„Ach, wissen Sie, ich bin grundsätzlich für Interaktion im Radio. Das ist tatsächlich etwas, was ich extrem wichtig finde. Und ich komme vielleicht hier mit dem Zitat von Bertolt Brecht und seiner Vision von Radio: Dass Radio ein so großartiger Kommunikationsapparat wäre, wenn es denn nur ginge, dass man nicht nur senden würde, sondern auch empfangen und Menschen zum Sprechen bringen könnte. Ich glaube, wir stehen davor und wir können die Menschen heutzutage zum Sprechen bringen. Und wir können den Menschen in Nordrhein-Westfalen den WDR auch als Sprachorgan geben. Und das ist für mich schon einmal Interaktion.

Ich mache mir keine Sorgen, schon jetzt haben Sie bei WDR 3 Spiele. Spiele sind nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden weder auf WDR 5 noch auf 1LIVE oder WDR 2 oder sonst irgendwo jetzt zu einem Spielesender werden. Aber Spiele muss man nicht per se verdammen, sonst dürfte WDR 3 auch keine spielen.“

Nachdem der Moderator die Fragerunde beendet hat, entschuldigt sich Valerie Weber bei den anwesenden Journalisten:

„Danke für Ihr Verständnis. Aber, wie gesagt: Ich bin neugierig auf Menschen. Auch auf Sie natürlich, aber natürlich auch auf die neuen Kollegen beim WDR. Deswegen. Ich habe heute schon so viele lachende Gesichter auf dem Gang gesehen, kann ich Ihnen nur sagen. Und ich habe mich so gefreut, dass hier so viel gelacht wird, dass ich gedacht habe, das wird bestimmt eine schöne Zeit werden, wenn auch die erste Zeit nicht ganz einfach. Vielen Dank.“


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