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Reingehört – Von Verkehrsservice und Superlativen

Sich von der ebenfalls formatierten Konkurrenz zu unterscheiden, wird für jeden einzelnen Radiosender zunehmend schwieriger. Wer um die Gunst der Hörer wirbt, muss längst mehr tun als drei Hits am Stück spielen und locker übers Wetter plaudern.

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Zumindest was den Gebrauch von Superlativen angeht, ist in den vergangenen Jahren vor allem die Präsentation der Verkehrsnachrichten zur vollen Stunde zum Schauplatz des Wettrüstens zwischen den Hitradios geworden: „Aktuellster Service“  gegen „die meisten Blitzer“,  wild über dem Sendegebiet kreisender „Stauschrauber“ gegen eilig gegründetes „Verkehrszentrum“. Anspruch und Wirklichkeit dürften dabei nicht selten auseinanderklaffen.

Reingehört bei Radioprogrammen

radiowatcher hat dieser Tage zur vollen Stunde eine Reihe von Programmen eingeschaltet – und sich angehört, wie die Redaktionen ihre Verkehrsmeldungen anpreisen.

Da wäre zum Beispiel radio ffn aus Niedersachsen: Hier leistet man sich „Niedersachsens besten Verkehrsservice“. Passend zum Sendegebiet heißt es: „ffn Verkehr – vom Harz bis ans Meer:

R.SH aus dem Norden wirbt mit dem „besten Verkehrsfunk – exklusiv für Schleswig-Holstein“, außerdem sei dieser „der einzige mit Pünktlichkeitsgarantie“:

NDR 2 möchte seinen Verkehrsservice als „für den ganzen Norden“ verstanden wissen. Das Sendegebiet ist auch dementsprechend groß:

Das öffentlich-rechtliche Bremen Vier gibt sich mit dem Hinweis „Bremen Vier: Verkehr“ zufrieden und verzichtet auf Superlative aller Art:

Im Süden bietet Bayern 3 vom Bayerischen Rundfunk den „aktuellsten Verkehrsservice“:

Die private Konkurrenz von Antenne Bayern setzt auf das „Antenne Bayern Verkehrszentrum“ und die „Echtzeitmessung“, die darüber informieren soll, welche Auswirkung die Länge eines Staus auf die Ankunftszeit am Zielort hat:

Auch SWR 3 nennt seine Räumlichkeiten „Verkehrszentrum“:

In Wien hat das quotenstarke Hitradio Ö3 vom öffentlich-rechtlichen ORF den „schnellsten Verkehrsservice Österreichs“ zu bieten:

Auch Antenne Thüringen aus dem thüringischen Weimar hat diesen „schnellsten Verkehrsservice“. Informiert ist man angeblich „immer, wenn’s passiert“:

Das öffentlich-rechtliche MDR Jump aus Halle/Saale schmückt sich seit Neuestem mit dem „zuverlässigsten Verkehrsservice im Osten“. Warum es diesen gibt? „Damit sie entspannt und sicher ankommen“, sagt das Programm. Schön, wenn dann auch der Verkehrsredakteur von einer „ziemlich entspannten“ Situation sprechen kann:

Der „FFH Staupilot“, der „schnell informiert“, ist beim hessischen Hit Radio FFH zu hören:

Die öffentlich-rechtliche Konkurrenz von HR 3 setzt auf den Claim „Sicher unterwegs in Hessen“ und verspricht einen „aktuellen Verkehrsservice“:

Das WDR-Radio 1LIVE aus Köln setzt weiterhin auf seine „Stauschau“, die in der Ankündigung ohne Superlative auskommt:

Zu den zweifellos amüsantesten Angeboten an die Hörerschaft, sich als Staumelder nützlich zu machen, zählt übrigens das von der bayerischen Rock Antenne. Man solle anrufen, um „andere Rocker“ zu warnen:


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Eine Antwort zu „Reingehört – Von Verkehrsservice und Superlativen“

  1. Avatar von Brigitte Pobitschka
    Brigitte Pobitschka

    Guten Tag, ich hab die Verkehrsredaktion des ffn nicht gefunden, weil ich unbedingt eine Kritik anbringen moechte.Ansonsten ein ganz toller Sender,den wir als ehem.NDS,jetzt Bad,.Wue,immer bei Durchreise hoeren….wie auch die anderen guten Sender auf der langen Strecke…!
    Kritik: am letzten Samstag,vorgestern,waren wir aus DK auf dem Nachhauseweg unterwegs.Schon in Hann wurden wir auf einen 6km/ca 1 Std Stau zwischen Seesen und Bockenem !!!!! hingewiesen, regelmaessig wieder.man beachte die Staurichtung!!! Da wir uns dort auskennen, blieben wir auf ds Strecke,denn es betraf nach Verkehrsfunk ja die Gegenseite….und steckten schon drin in der lg Schlange,was sehr aergerlich war….vor allen Dingen keine Korrektur der Richtung im Radio erfolgte.Der Stau war zw Bockenem und Seesen!!!!Gottseidank haben wir dann ds gemacht,was wir sonst nie tun…als wir an eine Ausfahrt kamen, diese Umleitung anzunehmen und in ds Fall gut durchzukommen.Aber der Moderator-ich glaube,Herr Rumpf-hat es keinmal korrigiert. Wenn man Verkehrsfunk betreibt,sollte man sich die genaue Fahrtrichtung einpraegen und richtig weitergeben.
    Vielleicht koennten Sie das so weitergeben mit Ihren Moeglichkeiten.
    Mit frdl Gruessen,Brigitte Pobitschka
    Bietigheim-Bissingen(LB)

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